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Der Grundstein jeder menschlichen Beziehung, und somit auch die gesamte politische und spirituelle Haltung, ist von zwei gegensätzlichen Weltanschauungen durchzogen. Abhängig von der Weltanschauung, die man annimmt und verkörpert, ändert sich das gesamte Denken über die Welt. Gleichzeitig wandelt sich auch die Art und Weise, wie man im Alltag agiert und mit anderen Menschen in Kontakt tritt.

Die eine Weltanschauung betrachtet den Hauptfokus der Handlungen im Inneren des individuellen Selbst, während die andere Sichtweise die Macht zur Veränderung bei anderen Menschen lokalisiert. Die erste Betrachtungsweise legt ihren Schwerpunkt darauf, negative Aspekte innerhalb der eigenen Persönlichkeit aufzuarbeiten. Die zweite Perspektive hingegen sieht sich selbst als moralisch überlegen und findet Schwächen nur bei anderen Individuen. In dieser zweiten Weltanschauung liegt der Fokus auf der äußeren Welt. Eine Person, die von dieser Sichtweise gefangen ist, erwartet, dass ihre Glückseligkeit von anderen Menschen abhängig ist.

Viele Menschen stellen sich unterbewusst die Frage, wie sie einen attraktiven, selbstbewussten und humorvollen Partner finden können. Doch der kanadische Psychologe Jordan B. Peterson betont, dass die Art, wie diese Frage gestellt wird, nicht optimal ist. Anstatt zu fragen, wie man den idealen Partner findet, sollte man vielmehr darüber nachdenken, wie man selbst zu einer Person werden kann, die das Leben eines anderen bereichert. Die Frage nach dem perfekten Partner suggeriert eine passive Haltung, die darin besteht zu glauben, dass man irgendwann zufällig „die Eine“ oder „den Einen“ trifft und dann für immer glücklich bleibt. Die Frage, wie man für jemanden anderen von Wert sein kann, hingegen, zeugt von proaktiver Selbstentwicklung und stetiger Arbeit an eigenen Schwächen.

Eine solche Einstellungsänderung beeinflusst die gesamte Sichtweise auf die Welt. Ein Beispiel verdeutlicht dies: Stell dir vor, du besuchst mit einem Freund eine neue Stadt. Du interessierst dich für Tesla-Autos, er für Motorräder. Jeder von euch wird unterschiedliche Dinge wahrnehmen, je nachdem, wo das eigene Interesse liegt.

Ähnlich verhält es sich mit der Partnersuche: Wenn man sich darauf fokussiert, den idealen Partner zu finden, sieht man ständig potenzielle Kandidaten und bewertet sie oberflächlich. Hingegen kann man sich darauf konzentrieren, innerlich zu wachsen und für andere da zu sein. Wer bewusst nach Wachstum strebt, wird überall im Leben Lektionen erkennen, die ihn voranbringen.

Allerdings könnte man einwenden, dass der Versuch der Selbstverbesserung dazu führen könnte, sich ständig zu verurteilen und auf Fehler zu fokussieren. Doch Selbstverbesserung sollte nicht darauf abzielen, anderen zu gefallen oder gesellschaftlichen Erwartungen zu entsprechen. Vielmehr sollte sie auf den eigenen Werten und persönlichen Zielen basieren.

Letztlich ist das Streben nach Verbesserung für sich selbst, nicht für die Gesellschaft oder soziale Medien, bedeutend. Es geht um intrinsisch wertvolle Handlungen, die wahre Zufriedenheit und Stolz bringen – unabhängig von äußerer Anerkennung.

Eine Stolperfalle auf dem Weg der Selbstverbesserung ist die übermäßige Fixierung auf das Endergebnis. Es ist paradox: Je mehr man sich auf den Erfolg versteift, desto unzufriedener fühlt man sich oft, da man stets das Gefühl hat, nicht ausreichend zu sein. Der Psychologe und Holocaust-Überlebende Viktor Frankl erkannte, dass sowohl Erfolg als auch Glück nicht direkt angestrebt werden können. Sie sind vielmehr das Resultat davon, sich einer größeren Sache oder einem höheren Ziel zu widmen.

„Peile keinen Erfolg an- je mehr du es darauf anlegst und ihn zum Ziel erklärst, umso mehr wirst du ihn verfehlen. Denn Erfolg kann wie Glück nicht verfolgt werden; er muss erfolgen…als unbeabsichtigte Nebenwirkung, wenn sich ein Mensch einer Sache widmet, die größer ist als er selbst.“ Viktor Frankl

Ich gehe sogar einen Schritt weiter als Viktor Frankl und dehne diese These auf sämtliche zwischenmenschlichen Beziehungen aus. Sei es das Streben nach dem perfekten Partner oder das Knüpfen neuer Freundschaften – dasselbe Prinzip gilt. Diese Dinge können nicht erzwungen oder verfolgt werden. Liebe beispielsweise lässt sich nicht erzwingen. Sie muss das unbeabsichtigte Resultat sein von Charakterzügen, die man entwickelt, der Art, wie man tagtäglich lebt und handelt, und vielleicht am wichtigsten, wie man andere Menschen behandelt.

Ursprünglich hatte ich die These aufgestellt, dass es zwei gegenläufige Weltsichten gibt, die sich widersprechen. Die einen versuchen, die Welt zu ändern, während die anderen bestrebt sind, sich selbst zu verbessern. Doch schließen sich diese beiden Ansätze wirklich aus? Oder ist es genauer zu sagen: Versuche nicht, die Welt zu verändern – je mehr du dich darauf versteifst und es als dein Ziel ansiehst, desto mehr wirst du es verfehlen. Denn du kannst andere Menschen nicht so verändern, wie du es möchtest. Eine Verbesserung der Welt ergibt sich eher als unbeabsichtigte Begleiterscheinung, wenn viele Menschen aufrichtig an ihrer eigenen Persönlichkeit arbeiten. (In Anlehnung an Viktor Frankl)

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