
Die Motivation ist wie die Pornografie – eine Illusion, eine billige Fälschung eines heiligen Aktes. Doch was genau verbindet Motivationsreden mit Pornografie? Pornografie ist eine Verzerrung der Sexualität, die – gemeinsam mit Todesangst und Hunger – zu den archaischen Trieben gehört. Sie ist heilig, denn das Leben selbst ist heilig und verdient Respekt. Der Akt, der Leben hervorbringt, ist Teil dieser Heiligkeit, ebenso wie der Hunger nach Nahrung, der das Leben erhält. Alle Triebe, die das Überleben sichern, sind in diese Heiligkeit eingebettet.
Eine Motivationsrede gaukelt dir vor, dass du bereits alles erreicht hast. Sie ist wie ein Pflaster auf einer tiefen Wunde. Einfach durch den puren Willen und eiserne Disziplin seine Träume zu verwirklichen? Nur daran glauben und sich vorstellen, dass man es bereits geschafft hat? Nein, so funktioniert es nicht. Genauso wie Pornografie NICHT die wahre Essenz von Sexualität widerspiegelt, ist die Motivationsrede KEINE echte Verkörperung der archaischen Notwendigkeit.
Motivationsreden betonen die intrinsische Motivation – sie suggerieren, dass du deine Träume realisieren kannst und gleichzeitig bequem den Keks naschst. Sie wollen dich glauben machen, dass du alles nur aus eigenem Antrieb schaffen kannst, ohne externen Druck oder Stress. Aber was bedeutet das wirklich? Einigen wir uns darauf, dass Körper und Geist zusammenarbeiten müssen, um ein Ziel zu erreichen. Weder darf der Geist gegen den Körper arbeiten, noch der Körper den Geist sabotieren. Beide müssen wie ein perfekt abgestimmtes System fungieren – wie Hardware und Software. Du kannst nicht erwarten, dass Hochleistungssoftware auf einem alten Windows XP-Rechner aus dem Jahr 2002 läuft, ebenso wenig wie du uralte Software auf neuester Hardware einsetzen kannst.
Haben wir also festgelegt, dass Körper und Geist eine Einheit bilden müssen, stellt sich die Frage: Wie kannst du die archaische Programmierung für dich nutzen? Du hast in deinem Geist die Intention gefasst, ein Ziel zu erreichen. Doch wenn du satt und behaglich in deiner Bude sitzt, ständig Sex hast und dich im Komfort wiegst, wird dein Körper dir signalisieren, dass du bereits alles erreicht hast. Dein Körper spielt gegen deinen Geist.
Es ist pure Arroganz zu sagen: „Ich mache alles nur durch intrinsische Motivation; ich brauche keine archaischen Triebe.“ Warum ist das arrogant? Dein Körper ist klüger als dein Ego. Du magst 20, 30, 40, oder 50 Jahre gelebt haben und denkst, du hast die Weisheit mit Löffeln gefressen. Doch dein Körper ist über Millionen von Jahren entwickelt worden, ein System, das sich an alle Bedingungen anpassen kann – es hat Hungersnöte, eisige Stürme, Hitze, Dürre und Raubtiere überlebt. Hätte dein Körper keine archaische Programmierung, wärst du nicht hier. Niemand würde leben. Dein Körper hat eine Weisheit akkumuliert, die sogar Sokrates weit übersteigt. Er bringt sich ständig ins Gleichgewicht, in die Homeostase, ob bei Kälte oder Hitze.
Diese archaische Programmierung wird aktiviert, wenn du fastest, auf Sexualität verzichtest oder dich gefährlichen Situationen wie dem Klettern in den Bergen aussetzt. Wenn dein Körper das archaische Signal erhält, dass Nahrung knapp ist, wird er erkennen, dass sein Überleben bedroht ist. Innerhalb von Wochen muss Nahrung gefunden werden, sonst wird seine Existenz ausgelöscht. Dann – weil er unendlich klug ist – stellt er dir den perfekten Cocktail aus Neurotransmittern und Hormonen bereit, die dich motiviert und fokussiert machen. Dein Körper aktiviert die archaische Programmierung, so mächtig, dass du mit Zähnen und Klauen um dein Überleben kämpfst. Per Definition kann es nichts Mächtigeres geben als den Überlebensdrang.
Verzichtest du auf Sexualität, erhält dein Körper das Signal, dass sein Reproduktionserfolg gefährdet ist. Wieder mixt er dir einen Cocktail aus Hormonen, Neurotransmittern und Pheromonen, um den Organismus zur Änderung zu motivieren, um einen Partner anzuziehen und attraktiv zu sein. Schließlich ist das große Ziel eines jeden Organismus, seine Gene weiterzugeben. Kannst du dir vorstellen, dass es diese archaische Programmierung nicht gäbe? Unsere Spezies hätte keine Millionen Jahre überlebt, sich gegen Vulkanausbrüche, Stürme, Dürren, Nahrungsknappheit, Kriege und Raubtiere durchgesetzt.
Welcher Wolf ist gefährlicher? Der, der sich gerade satt gegessen hat und erfolgreich vermehrt? Oder der hungrige Wolf, der seit Tagen nichts zu fressen hatte und bei der Paarung erfolglos war? Die archaische Programmierung zu aktivieren, um deine Träume zu leben, ist absolut entscheidend. Nur so vereinst du Körper und Geist zu einer kraftvollen Einheit. Die Notwendigkeit treibt dich an. Natürlich kannst du weiterhin intrinsisch motiviert sein, aber das bringt nichts, wenn du deinen besten Freund – deinen Körper – nicht auf deiner Seite hast. Ja, du kannst im „Zauberwald“ leben und glauben, dass du all den Komfort der Zivilisation genießen kannst – überessen, in Sexualität schwelgen, dich mit billigen Likes berauschen. Doch im ewigen Kampf des Überlebens hast du keine Chance gegen einen Gegner, der hungrig ist, der tagelang nichts gegessen hat und dessen Überleben auf dem Spiel steht.
Um diese Metapher weiter auszuschmücken: Stell dir vor, du stehst im Ring, die Menge tobt, die Luft ist elektrisch geladen. Es ist ein Boxkampf, aber diesmal geht es um mehr als nur um einen sportlichen Wettstreit. Auf der anderen Seite steht dein Gegner – nicht irgendein Kämpfer, sondern jemand, der um Leben und Tod kämpft. Sein Blick ist stechend, seine Muskeln gespannt wie ein Raubtier kurz vor dem Sprung. Er hat seit Tagen nichts gegessen, sein Körper verlangt nach dem Sieg, weil er weiß, dass sein Überleben davon abhängt. Jeder seiner Schläge hat eine gnadenlose Entschlossenheit. Er beißt, kratzt, kämpft mit einer Urgewalt, weil er nichts mehr zu verlieren hat.
Vergleiche das mit einem Gegner, der aus Spaß im Ring steht, der gut gesättigt und in Sicherheit ist. Er mag vielleicht Talent und Technik haben, doch es fehlt ihm der unbändige Wille, dieser archaische Instinkt, der aus der Notwendigkeit erwächst. Neben dem anderen ist er harmlos. Es ist dieser bedingungslose Überlebensdrang, der den gefährlichen Gegner so furchteinflößend macht. Wenn du harmlos bist, hast du im Angesicht einer solchen Urkraft keine Chance. Daher ist es besser, gefährlich zu sein – aber diese Gefährlichkeit zu kontrollieren, sie zu kanalisieren, wie ein wilder Fluss, der durch festgelegte Ufer geführt wird.
Warum sollte man gefährlich sein wollen? Weil du sonst aufgefressen wirst. Harmlos zu sein bringt nichts. Besser, du bist gefährlich, aber lernst es zu kontrollieren. Wie der kanadische Psychologe Jordan B. Peterson es treffend auf den Punkt bringt
„Ein harmloser Mensch ist kein guter Mensch. Ein guter Mensch ist ein sehr gefährlicher Mensch, der das freiwillig unter Kontrolle hat“
Jordan Peterson
Motivation hat eine physische Realität. Nutze die Kraft der archaischen Programmierung, um dich nach vorne zu katapultieren. Lehne den Komfort der Zivilisation ab, der dich vergiftet, und umarme die urzeitliche Weisheit der Natur. Lebe im Einklang mit der Natur, und die Dinge werden sich zu deinem Guten fügen. Bleibe wachsam!
