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In der Geschichte der Philosophie ist es eine viel diskutierte Frage, ob es eine objektive Moral gibt oder ob die Moral subjektiv von jedem Individuum bestimmt werden kann. Die zweite Idee nennt man auch moralischen Relativismus. Diese Einstellung basiert auf der Proposition, dass Moral eine Erfindung der Menschen ist. Vertreter dieser Richtung argumentieren oft, dass Moral etwas ist, dass den Menschen durch die Gesellschaft anerzogen wurde. In ihren Augen ist Moral somit komplett subjektiv und willkürlich. Ein weiteres Argument ist, dass Menschen dazu tendieren würden, der Moral zu folgen, die für sie selbst nützlich sei. 

Der deutsche Philosoph Friedrich Nietzsche vertritt diese These. Er behauptet, dass Moral dadurch bestimmt wird, was für eine Gesellschaft nützlich zum Überleben ist. Für eine Kriegerkultur war zum Beispiel Tapferkeit, Mut und Ehre wichtig. Für sesshafte Landwirte dagegen war harte körperliche Arbeit eine Tugend. 

Der moralische Relativismus ist eine verlockende Idee. Ich halte sie jedoch für schädlich aus folgenden Gründen. Wenn es kein absolutes richtig oder falsch gibt, dann ist alles erlaubt. Es gibt im moralischen Relativismus keine Grenze dessen, was erlaubt oder verboten ist. Mit dem moralischen Relativismus kann Diebstahl, Betrug und Mord gerechtfertigt werden. 

Man kann das moralische Gesetz mit Mathematik vergleichen. Mathematik wird auch von Menschen gelehrt und Kinder beigebracht. Trotzdem existieren mathematische Gesetze unabhängig von menschlicher Sozialisation. Moralische Gesetze können ebenfalls gelehrt werden und sie können gleichzeitig auch unabhängig von uns Menschen existieren. 

Ein weiteres Argument basiert auf einer Studie von Peterson und Seligman (2005). Die beiden Psychologen haben weltweit untersucht, was von verschiedenen Völkern als tugendhafte Eigenschaften angesehen wird. Das Interessante an dieser Studie, ist, dass kulturübergreifend immer wieder die gleichen Eigenschaften genannt wurden. Peterson und Seligman (2005)  haben herausgearbeitet, dass sechs Tugenden zentral sind: Weisheit, Mut, Humanität, Mäßigung, Gerechtigkeit und Transzendenz. 

Warum ist das zentral für unsere Frage nach der objektiven Moral? Es ist ein starker Hinweis darauf, dass Moral nicht willkürlich ist. Wenn Moral wirklich subjektiv wäre, dann hätten diese Kulturen komplett verschiedene Moralvorstellungen. Selbstverständlich gibt es weltweit Abweichungen und Unterschiede in der Moralvorstellung von Völkern, aber im großen und ganze sind die Übereinstimmungen überwältigend. Es muss gesagt werden, dass viele Völker über Jahrtausende hinweg keinen Kontakt zueinander hatten und dennoch haben sie ähnliche Vorstellungen von Moral entwickelt.

In meinen Augen das stärkste Argument für eine universelle Moral ist Folgendes. Würde eine menschliche Zivilisation überleben, wenn es moralisch vertretbar wäre zu stehlen, zu betrügen, vergewaltigen und zu morden? Was wäre, wenn Betrug und Lüge ein universelles Gesetz wäre, das von jedem befolgt werden würde?

Man kann hier erneut einen Vergleich zur Mathematik ziehen. Die Gleichung 2+2=5 funktioniert nicht. Genauso wenig funktioniert eine menschliche Gesellschaft, die auf Betrug+Mord aufgebaut ist. Das Ergebnis ist das gleiche. Eine menschliche Zivilisation, welcher dieser Gleichung folgt, Betrug+Diebstahl+Vergewaltigung+Mord, wird an ihren inhärenten Widersprüchen zugrunde gehen.

Wenn dir dieser Beitrag gefallen hat, teilen ihn gerne mit Freunden und Familie. Ich freue mich auch über deine philosophische Sichtweise in den Kommentaren. Gibt es etwas, was ich ausgelassen habe? Was sind noch Argumente für den moralischen Relativismus oder für eine objektive Moral, dich ich in diesem Beitrag nicht diskutiert habe?  

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