
Die Hydra faucht mich an, sie riecht meine Angst und begehrt mein Blut. Ich renne so schnell ich kann und verstecke mich im Wald. Niemand soll mein Gesicht sehen, denn es ist gerötet von der Schande eines Feiglings.
Ich blicke mich um. Leere Augen starren mich an, verlorene Seelen umringen mich. Sie sind neugierig. Wie lange werde ich bleiben? Werde ich einer von ihnen sein?
Niemals werde ich einer von ihnen. Niemals werde ich brechen. Lieber gehe ich an das Ende der Welt. Ich fordere es heraus. Lieber ziehe ich mir den Zorn der Hydra zu, als dass ich meine Seele verkaufe.
Die verlorenen Seelen sind billig zu haben, für Geld hatten sie Sex mit der Lüge. Verräter sind es, die ihre Ehre verspielten, um gemocht zu werden.
Meine Tränen sind aufgebraucht, ein letzter Tropfen rinnt meine Wange hinab und erreicht meine Lippen. Der Schmerz schmeckt salzig, doch er gibt mir neue Kraft.
Armor schießt Pfeile auf mich, sie durchlöchern mein Herz, aber es schlägt weiter, wie ein Krieger in der Schlacht, es ist unermüdlich und unbezwingbar. Ich wollte mich nicht verlieben, doch ich konnte mich nicht dagegen wehren.
Sonnenstrahlen knallen auf mein Kopf und verbrennen meine Haut, ich stolpere weiter. Meine Füße werden schwer, ich bin umzingelt von grauer Ödnis. Ich erhebe meine Stimme, doch sie verstummt mit der Zeit und die Leere verschluckt jedes Wort.
In meinen Träumen versuche ich zu rennen, doch die Beine sind schwer wie Klötze aus Stahlbeton, ich komme nicht voran. Die Morgensonne verscheucht die Dämonen der Nacht und ich wache auf in meinem Auto. Das Zwitschern der Vögel schenkt mir neue Hoffnung. Ich starte den Motor, er summt und brummt voller Vorfreude. Ich fahre los in Richtung Norden, doch eine unsichtbare Macht zieht die Handbremse und zwingt mich zum Stehen bleiben. Ich muss zu Fuß weiter.
Stillstand ist der größte Feind. Ich starte eine Kampagne, ich erkläre ihm den Krieg. Mit dem Kopf durch die Wand stürme ich seine Stellungen. Doch der Feind ist wie eine Hydra, ich schlage einen Kopf ab und es wachsen zwei Neue nach. Bleierne Schwere dominiert mein Sein. Ich will ausbrechen, den Bann brechen. Ich laufe meilenweit durch die Wüste, laufe im Kreis und beginne immer wieder von vorne.
Ich bin und bleibe ein Wanderer, das Wetter hat mein Gesicht gegerbt und die Straße härtete meine Knochen. Der Mann in meinem Spiegel ist alt geworden, früher waren seine Augen unschuldig und sanft, heute funkeln sie zurück, als wollten sie sich mit den Sternen messen.
Ich lasse mich auf den staubigen Erdboden fallen und richte meinen Blick zum Mond. Sein gleißendes Licht schenkt mir Erkenntnis. Der Weg ist der Gleiche, die Wüste immer noch feindselig und leer, die Hydra ist mächtiger als je zuvor. Sie ist gewachsen über die Jahre im Kampf, doch auch ich bin gewachsen, auch ich bin stärker als jemals zuvor.
Ich schwor mir, niemals will ich jemals wieder ein Feigling sein, lieber zerbreche ich an der Brandung des Meeres. Lieber sterbe ich für eine gute Sache, als dass ich als Feigling in einem Sumpf vegetiere. Doch niemals werde ich aufgeben, niemals werde ich brechen, niemals werde ich meine Seele verkaufen. Das Gebet schenkt mir Schutz und der Teufel versucht es vergebens, seine Stimmen erreichen mich nicht mehr. Seine Verführung habe ich durchschaut.
Auch wenn ich im Kreis geirrt bin und immer wieder die gleichen Gipfel erklomm, so bin ich doch nicht mehr der Gleiche. Denn „Wir wachsen immer mehr durch unsere Niederlagen, als durch unsere Siege“.
Ich packe meine Sachen, der Rucksack wiegt schwer, der Weg ist steil, doch mein Herz flüstert mir zu: „Du wirst es schaffen“. Wir alle sind Wanderer und mit jedem Schritt nähern wir uns dem Tod. Manche sind langsam, sie trödeln und sind abgelenkt, andere sind zielstrebig, manche schleichen, andere rennen. Doch so wie jeder Fluss das Meer erreicht, so wird jeder Wanderer nach Hause kommen.
Die Sehnsucht nach der Heimat brennt in meiner Brust, doch die Präsenz der Kameraden trocknet meine Tränen, denn wir sind alle Wanderer auf der Reise Richtung Jenseits.
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